Ein Mann im Bauch der Einsamkeit – „Yunan“ erzählt von einem Syrer, der im Exil verzweifelt

Fast Stille. Im Drama „Yunan“, das der im Exil in Deutschland lebende syrische Regisseur Ameer Fakher Eldin inszeniert hat, wird nicht viel geredet. Held des einzigen arabischen Beitrags im Bärenrennen der 75. Berlinale, ist der Autor Munir (Georges Khabbaz), der sich in Hamburg in Tagträumen nach seiner Heimat, den Golanhöhen, sehnt, die für ihn unerreichbar geworden sind.

Ab und an telefoniert Munir mit seiner an Alzheimer erkrankten Mutter in Syrien. Dann macht er sich auf zu einer letzten Reise auf eine Hallig in der Nordsee. Im Gepäck hat er einen Revolver.

Aber es kommt anders. Zum einen steht der Marschinsel eine schwere Springflut bevor, zum anderen lernt Munir dort die Wirtin Valeska (Hanna Schygulla) kennen. Auch diese resolute Frau neigt nicht zu großen Worten und kümmert sich nach einigem Zögern um den gestrandeten Fremden. Durch ihre aufblühende Freundlichkeit erwacht auch Munirs Lebenswillen wieder. Es scheint, als wolle er seinem Leben eine zweite Chance geben.

Gleichzeitig bricht das Unwetter los, das im Film von Jörg Kachelmann als Radiowettermann angekündigt wurde. Die Aufnahmen dieser realen Springflut zählen zu den beeindruckendsten und spannendsten Momenten im Film.

Erstaunlich gelassen nimmt Valeska die Gefahren durch die wilde Natur. Eine Ruhe, die sich auch auf Munir überträgt. Der Name „Yunan“ steht in der abrahamitischen Mythologie für den biblischen Jonas im Bauch des Wals. Für Munir ist dieser Wal seine Einsamkeit. Ob er sich am Ende aus ihrem Griff befreien kann?

„Yunan“, Regie: Ameer Fakher Eldin, mit Georges Khabbaz, Hanna Schygulla, Sibel Kekilli, 125 Minuten, FSK 12 (ab 13. November im Kino)